Gerti Windhuber

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#314: Trauzeuge und Pate sein

Es gibt ja schon einige Punkte auf meiner Bucketlist, die ich nicht mehr abarbeiten muss, sondern über die ich einfach berichten kann und dazu gehören auch die Aufgaben eines Trauzeugen und einer Patin. Dieser Punkt kam in realtiv vielen Listen vor, die ich zur Inspiration für meine Liste herangezogen habe. Obwohl es nichts persönliches für mich beinhaltet, habe ich ihn in meine Liste übernommen, weil es sich lohnt darüber zu reflektieren. Ich bin einmal Trauzeuge und zwei Mal Patin. Die Erfahrungen sind recht unterschiedlich:

Trauzeugin

Als mich eine Freundin gefragt hat, ob ich dieses Ehrenamt bei ihrer Hochzeit übernehmen will, hab ich mich natürlich erst mal geschmeichelt gefühlt. Wie das so meine Art ist, hab ich mal danach gegoogelt, was in dem Zusammenhang von mir erwartet wird. Von der ursprünglichen Idee, den Akt der Eheschließung im Falle des Verlustes von entsprechenden Urkunden bezeugen zu können, ist nicht mehr viel übrig geblieben. In Deutschland kann man standesamtlich sogar völlig ohne Trauzeugen in den Stand der Ehe treten. Rund um die Hochzeit gibt es vielfältige Aufgaben, von der Organisation des Junggesellinnenabschieds bis hin zur Auswahl der Hochzeitsgarderobe und Bandempfehlungen kann alles dabei sein. Wie intensiv diese Unterstützung ausfällt, kommt auf das Brautpaar an und insofern hatte ich wiederum Glück, weil ich kaum vor den Organisationskarren gespannt wurde. Mit der Hochzeit sind die Aufgaben aber noch nicht beendet, man soll als enge Vertraute, als Ansprechpartner in schwierigen Situationen wirken und kommt so in den Genuss eine familienähnliche Stellung zu bekommen. Ich finde das schwierig, dieser Aufgabe nachzukommen, wenn man bedenkt, dass man unter Umständen mit beiden Ehepartnern befreundet ist, aber nur von einem die Trauzeugin. Schnell gerät man zwischen die Fronten.

Taufpatin

Auch als ich das erste Mal gefragt wurde, ob ich Taufpatin sein will, habe ich mich erst mal geehrt gefühlt. Meine älteste Freundin musste sich entscheiden und hat eine andere gemeinsame Freundin zur Trauzeugin erkoren, mich dafür zur Taufpatin. Das Amt birgt eine große Verantwortung, weil man für die christliche Erziehung des Täuflings sorgen soll, falls die Eltern ausfallen. Da ich aus der Kirche ausgetreten bin und mich zwar mit christlichen Werten, nicht jedoch mit der Insitution katholische Kirche identifizieren kann, war ich mir unsicher und hab auch erst mal gefragt, ob das überhaupt in Ordnung geht. Ab dann hat das alles aber riesigen Spaß gemacht – angefangen von den Taufgeschenken, die die Familie ein wenig aus der Bahn geworfen haben, über die Kindergeburtstage mit Topfschlagen, Kasperltheater spielen und Gruselgeschichten lesen bei der ersten Übernachtungsparty bis hin zu den Konzertbesuchen und den Gesprächen über die „Verfehlungen“ und die elterlichen Reaktionen. Bis heute ist das Verhältnis extrem herzlich und freundschaftlich, meine eigentliche Aufgabe ist längst beendet, aber ich möchte den Kontakt nicht mehr missen.

Nun bin ich zweimal Taufpatin und die beiden Mädels könnten unterschiedlicher nicht sein: Die eine besonnen bis fast schon zögerlich. Man muss sie eigentlich immer ein wenig anschieben, ihr den Rücken stärken und verdeutlichen dass man auch gut durchs Leben kommt wenn man nicht immer alles Bierernst nimmt. Die andere ein Wildfang, kaum zu bremsen, impulsiv aber auch ein wenig unvernünftig, sodass hier auf die Bremse treten, vermitteln und Verständnis zeigen, um ein offenes Ohr zu bekommen angesagt ist.

Fazit

Wenn ich heute rückblickend hätte wählen können/müssen, ich würde um nichts in der Welt die Taufpatenämter wieder hergeben. Mädels, Ihr seid toll! Trauzeuge kann man werden, wenn man der Freundin oder dem Freund einen Gefallen tun will, genauso gut könnte man das Paar aber ohne Amt bei den Hochzeitsvorbereitungen unterstützen. Auf jeden Fall ist es viel sinnvoller und befriedigender, einen jungen Menschen auf seinem Weg ins Leben zu begleiten und zu beobachten, wie sich alles in den richtigen Bahnen bewegt.

Und das schönste Kompliment war für mich, dass mein Patenkind als die Mutter die Geschichte von Trauzeugin und Taufpatin der Freundin erzählte völlig verstört gefragt hat, wer denn die Trauzeugin sei und auf die Antwort mit einem „GOTT SEI DANK“ reagiert hat.

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