Trusted Doc – ein konstruktiver Vorschlag, wie man den Plagiaten begegnen könnte
Die Plagiatsaffäre rund um Ex-Minister zu Guttenberg ist ja derzeit zumindest zeitweilig an jeder größeren Runde ein Thema – so auch gestern an unserem Mittagstisch in der Kantine. Keine Frage, dass ein derartiger Verstoß gegen das Urheberrecht nicht zu tolerieren ist. Interessant auch die Rolle von Social Media, der ja ein maßgeblicher Anteil am Rücktritt zugeschrieben wird. Ich finde aber auch, dass sich die Uni ein bißchen zu leicht aus der Affäre zieht – immerhin sollte eine Arbeit ja direkt bei der Erstkorrektur auf Plagiate geprüft werden und das Ganze nicht erst Jahre nach Verleihung der Doktorwürde hinter dem Ofen vorgezogen werden. Insgesamt wirft eine solche Affäre nämlich ein ziemlich schlechtes Licht auf die Qualität des Bildungswesens in Deutschland und das kann eigentlich nicht im Sinne des Erfinders sein.
Vor diesem Hintergrund ging auch die Kantinendiskussion. Florian hat bereits den ersten Aufschlag gemacht und unsere Gedanken zusammengeschrieben – vor allem aus der Sicht des Techies, der Wert darauf legt, dass die Prozesse im Netz ablaufen, transparent sind und die Crowd eingebunden wird. Seine Kriterien sind:
- Die Arbeit ist jederzeit über eine eindeutige Internet-Adresse einsehbar
- Die Beurteilung der Arbeit erfolgt durch mindestens zwei voneinander unabhängigen Einrichtigungen
- Die Beurteilungen sind ebenfalls öffentlich einsehbar
- Weitere vergleichbare Einrichtungen können die Qualtität der Arbeit zusätzlich bewerten und kommentieren
Unter dem zweiten Punkt stelle ich mir vor, dass zwar der Erstkorrektor von der Uni des Doktoranden kommt, die Zweitkorrektur aber von einem unabhängigen Experten der gleichen Fachrichtung einer anderen Uni kommen sollte. Zumindest für die Zweitkorrektur sollte der Verfasser der Arbeit anonym sein.
Warum sollte man seine Arbeit der Prüfung durch Trusted Doc unterziehen? Aus dem gleichen Grund, aus dem sich Online-Shops zur Zertifizierung mit Trusted Shops entschieden haben – Vertrauen schaffen. Ein solches Gütesiegel wertet die eigene Arbeit auf und gibt einem potenziellen Arbeitgeber zusätzliche Sicherheit, die allein durch die derzeit an den Universitäten praktizierten Korrekturverfahren nicht (mehr) gewährleistet sind.
Was spricht dagegen? Es gab bereits Kommentare, dass die Veröffentlichung der kompletten Arbeit, wie es Florian fordert, gegen die Persönlichkeitsrechte verstoßen. Selbstverständlich beruht eine solche Veröffentlichung auf Freiwilligkeit. Was in der Tat schwieriger wird, ist die Vermarktung der eigenen Arbeit – z.B. bei www.grin.de oder ähnlichen Plattformen. Hierfür ist noch eine Lösung zu finden. Beispielsweise könnte ich mir eine geschlossene Datenbank vorstellen, in der jeweils nur die entsprechenden Experten, die sich zur Verschwiegenheit verpflichten, die vollständige Arbeit einsehen und bewerten können. In diesem Fall würde Trusted Doc auch auf den Büchern als Gütesiegel fungieren.
Gerne würde ich weitere Ideen diskutieren, die unseren Vorschlag noch erweitern oder verbessern. Irgendwelche Ideen? Ab in die Kommentare damit.